August 4, 2014 Silvia Bess

Said, 17 Jahre, aus Somalia

Said ist seit 9 Monaten in Hamburg. Er geht auf eine Hauptschule in Billstedt und will in Kürze eine Ausbildung als Automechaniker anfangen. Sein Leben hat heute eine Perspektive. Said scheint auf den ersten Blick ein normaler Jugendlicher zu sein – wenn nicht eine lange Narbe über seine rechte Wange wäre, die uns etwas über seine Geschichte verrät.

In Saids Heimat Somalia wäre es nicht denkbar gewesen, einen Beruf zu erlernen. Dass dies heute möglich ist, verdankt Said einer Reise von über 10.000 Kilometer durch Äthiopien, den Sudan, Libyen und schließlich mit dem Boot nach Italien und von dort weiter nach Hamburg. Wie lange seine Flucht gedauert hat, kann der junge Somalier nur noch schätzen. Wahrscheinlich ist er knapp 2 Jahre unterwegs gewesen, um vor den Häschern der al-Shabaab zu fliehen.

Die Harakat al-Shabaab al-Mujahideenal-Shabaab oder kurz al-Shabaab ist eine islamistische militante Bewegung in Somalia. Al-Shabaab kontrolliert Teile Südsomalias und setzt dort eine strenge Auslegung der Schari’a durch. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates am Horn von Afrika und die Beteiligung an einem weltweiten Dschihad. Die Organisation steht auf der Liste der durch das Außenministerium der Vereinigten Staaten ausgewiesenen terroristischen Organisationen im Ausland.

Said und sein Bruder wurden von diesen Terroristen gefangen genommen und sein Bruder getötet. Said konnte nach mehreren Monaten fliehen und sein Heimatland in Richtung Äthopien verlassen – zu Fuß und nur mit dem, was er am Körper trug. Durch kleine Jobs konnte er sich über Wasser und am leben halten. Nach ca. 60 Tagen erreichte Said den Sudan. Während der 2 Monate in diesem Land ging es auch knapp 3 Wochen durch die Sahara. Über eine Woche hatten Said und seine Begleiter nicht zu Essen und kaum Wasser. Aber irgendwie hat der junge Somalier das überstanden und das Land erreicht, das ans Mittelmeer grenzt und die Brücke zu Europa bildet: Libyen. Allerdings wurden die acht Monate in diesem Land zu einer echten Tortur. Said wurde geschlagen und auch noch das wenige Geld genommen, das er sich gelegentlich erarbeitet hat.

Am Ende hat Said es geschafft auf ein Flüchtlingsboot Richtung Italien zu kommen. Hier verbrachte er einen weiteren Monat in einem Flüchtlingslager. Ende 2013 kam er endlich nach Hamburg und hat einen Therapieplatz bei „Children for Tomorrow“ bekommen, um die vielen negativen Erlebnisse hinter sich zu lassen. Sein Leben hat durch diese Gespräche ein wenig Ruhe und ein Stück Normalität zurückbekommen. Ob er sich seine Wünsche einer Ausbildung erfüllen kann ist, offen. Da er keinen Pass besitzt, wird es eines Tages ein alles entscheidendes Gespräch mit den Behörden geben, die über Saids weitere Zukunft entscheiden.